Zero Waste Lifestyle: Transport
Willkommen zu unserer kleinen Blogserie «Zero Waste Lifestyle». Hier möchte ich ein wenig beleuchten, wie ihr denn am besten gewisse “Zero Waste Challenges" angehen könnt. Zero Waste ist beim heutigen Thema Transport eher «Zero Emission», aber nichts desto trotz geht es darum, wie ihr euren persönlichen CO2-Fussabdruck auf dieser Erde denn verringern könnt.
Beruhigend sind tatsächlich die neusten Statistiken. Misst man die Distanzen, welche die Personen im öV zurücklegen, lässt sich eine steigende Nachfrage nachweisen. Vor allem auch der Anteil, der mit der Bahn zurück gelegten Kilometer ist seit 2000 um 50% gestiegen. Leider macht der öV-Anteil im Modal Split, also die Aufteilung von Individualverkehr und öffentlichem Verkehr zur Zeit nur 21% aus, wenn man alle Personenkilometer berücksichtigt. Dabei leben wir in einem Land, wo mehr als 50% der Einwohner ein öV-Abo besitzen. Vor allem die 16-24jährigen sind hier besonders stark, bereits Dreiviertel dieser Bevölkerungsgruppe besitzt ein Abo. Regionale Unterschiede gibt es natürlich auch: so gibt es in der deutschsprachigen Schweiz doppelt so viele öV-Abos wie in der italienischsprachigen Schweiz.
So viele Zahlen, entschuldigt bitte. Ich war wirklich faszinierend von den vielen Statistiken. Also folgt noch eine letzte: Die Tagesdistanz der Schweizer Bürger im Durchschnitt liegt bei 37 km, von denen «nur» 9 km im öV zurückgelegt werden. Dies ist wirklich schade, und ich möchte euch überzeugen, dass wir dies ändern können. Und dabei möchte ich mich selber genauso überzeugen, dass der öV auch auf Langstrecken viele Vorteile hat.
“Einkaufen ist mit dem Auto doch so viel bequemer!"
Ich bin die erste die es versteht, wenn ihr Grosseinkäufe oder Familieneinkäufe mit dem Auto erledigt. Doch muss das wirklich sein? Nein, denn entweder könnt ihr Lieferservices nutzen, welche leider aber auch komplett auf der Strasse transportiert werden. Aber so unterstützt ihr wenigstens die Schaffung von Arbeitsplätzen und viele Anbieter kompensieren ihre Emissionen für die gefahrenen Kilometern. Ich versuche Grosseinkäufe zu minimieren, denn ehrlicherweise geht es dabei vor allem um haltbare Lebensmittel und Getränke. Diese kann ich auch im 2-Wochen-Rhythmus oder sogar nur einmal monatlich erledigen. Falls ihr den Platz habt, alle Vorräte unter zu bringen. Was dann vom Einkauf übrig bleibt, sind vor allem die frischen Dinge und die kann ich dann super auf dem Markt oder in Unverpackt-Läden oder direkt beim Bauern erledigen. So unterstützt ihr lokale Geschäfte, bekommt tolle Qualität – oftmals zu kleineren Preisen – und habt immer etwas frisches und vor allem auch saisonales daheim. Ich finde diesen Kompromiss für mich super, denn so habe ich das beste aus beiden Welten.
“Mal eben mit dem Auto in die Berge…"
Wir waren vor allem diesen Sommer extrem viel in den Bergen unterwegs und irgendwie hat es sich häufiger als nicht eingestellt, dass wir das Auto genommen haben anstatt den öV. Das nervt mich selber, vor allem weil es einfach nur Bequemlichkeit ist. Hier habe ich für mich selber noch keine überzeugende Lösung gefunden, habe mir aber fest vorgenommen, dass sich das ändern soll. Insgesamt nutzen wir das Auto vor allem dann, wenn wir Flexibilität möchten. Das ist irgendwie im Kopf verankert, doch total falsch. Das öV-Netz wird immer weiter ausgebaut, Frequenzen werden erweitert und es gibt rational keinen Grund, das Auto zu nehmen.
Im Unterschied zu längeren Distanzen nutzen wir das Auto in der Stadt eigentlich nie. Dort nutzen wir Tram, das Velo oder gehen einfach zu Fuss. Das ist gut für die Gesundheit und ich muss immer wieder sagen, ich finde öV auch wirklich spannend. Es ist sozial, man kann viele Leute beobachten, anderen lauschen oder sich einfach in seinen Gedanken verlieren, ohne Sorge zu haben, dass man auf Verkehr etc. achten muss.
“Morgens eine halbe Stunde länger schlafen und nicht so gestresst zur Arbeit kommen, ein Traum"
Ich kann es gut verstehen, wenn ihr wirklich abseits arbeitet und da das Auto nutzt. Doch finde ich es dann wichtig, dass ihr schaut, ob ihr Fahrgemeinschaften bilden könnt oder vielleicht einen Tag gar nicht ins Büro müsst, sondern Homeoffice machen könnt. So spart man auch schon ein paar Kilometer auf der Strasse. Ansonsten finde ich es wichtig (vorausgesetzt ihr habt diese Flexibilität), dass man bei der Stellenwahl berücksichtigt, wie diese von daheim erreichbar ist. Was ist für jemanden zumutbar und wann ist der Arbeitsweg viel zu weit für den persönlichen Komfort. Zur Zeit habe ich natürlich den einfachsten Arbeitsweg, denn ich muss einfach nur in mein Büro daheim laufen. Mein Mann kann ebenfalls zur Arbeit laufen. Aber da bei uns ein Umzug ins Haus steht, haben wir ebenfalls darüber nachgedacht, was für ihn zumutbar ist und was nicht. Jetzt ziehen wir so um, dass er zur Station laufen kann, mit der S-Bahn fährt und dann wieder laufen kann. Bei schlechtem Wetter gibt es eine Alternative noch den Bus zu nehmen, um die etwas längere Strecke bis zur Arbeit trocken zurück zulegen.
“Aber in den Urlaub fahre ich ja nicht so oft."
Transport ist ja nicht nur Auto und Zug und Nahverkehr wie Tram etc. Sondern auch Flieger. Ihr wisst alle, dass ich immer noch in den Urlaub fliege, aber meine Emissionen kompensiere. Das ist nicht die cleanste Lösung, aber die für mich passenste. Dennoch möchte ich in Zukunft versuchen und tue es jetzt schon, mehr zu evaluieren, welche Flüge wirklich sein müssen. Kann ich nicht zum Beispiel für den Wochenendbesuch bei Freunden auch den Zug nehmen oder das Auto? Das ist immer noch besser als der Flieger. Auf Urlaub in etwas weiter entfernten Destinationen möchte ich nicht verzichten und dafür werde ich wohl auch weiter den Flieger nutzen. Aber muss ich wirklich jedes Jahr fliegen oder reicht auch jedes zweite oder dritte Jahr? Das sind Gedanken, die ich mir oft mache. Zur Zeit stehen bei uns tatsächlich keine Urlaubspläne an, die Fliegen nötig machen und ich habe mir vorgenommen, nun ein Jahr gar nicht zu fliegen. Ob das passt, bin ich selber gespannt. Denn manchmal gibt es Umstände, die es einfach nicht verhindern lassen. Aber ich werde mein bestes tun =)
Gibt es noch weitere Lebensbereiche, wo ihr vor der Wahl steht, ob ihr den öV oder die “unnachhaltige" Lösung nehmt? Ich bin mir sicher, ich habe einige vergessen, aber gerne können wir diese Liste zusammen ergänzen. Ich bin immer gespannt auf euren Input und freue mich über eure Gedanken zu dem Thema. Alle Statistiken habe ich übrigens aus “Fakten und Argumente zum öffentlichen Verkehr in der Schweiz", ein wirkliches spannendes PDF. Dies findet ihr auch gerne hier.
Bis dahin sende ich euch nachhaltige Grüsse,
